Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, initiiert durch die Ausschreibung des AOK-Gesundheitspreises 2018 haben wir ein Programm zur Behandlung und Prävention von Adipositas und Übergewicht entwickelt.
Sie können das Programm in Ihrer Praxis implementieren – die von uns entwickelten Online-Module sollen Sie als TherapeutIn in Ihrer Arbeit unterstützen.
Abstract: „Be happy. Step by step“ ist ein multimethodales personalisiertes blended care Programm zur wirksamen Bekämpfung und Prävention von Übergewicht und Adipositas.
Die Teilnehmenden werden durch die Nutzung einer Webseite bzw. App selbst aktiv: sie übermitteln Informationen und Feedback an die TherapeutInnen mit zu entwickelnder KI Auswertung.
Zentrale Idee ist es, nicht primär auf Ernährung zu fokussieren, denn Ernährungsgewohnheiten werden vorerst als Symptom verstanden:
Eine Gewichtsabnahme wird dauerhaft stattfinden, wenn Emotionsregulation, Selbstverwirklichung, Entspannungsfähigkeit und Körperwahrnehmung gebessert sind.
Das Programm ist belohnungsorientiert: Teilnehmende erhalten Bonuszahlungen der Krankenkasse bei Erfolg.
Eine pflanzliche Medikation soll hilfreich eingesetzt werden.
Struktur: Segmentiert in acht Module werden psychotherapeutische, medizinische und pharmakologische Behandlung, Sport, Events und Kurse stattfinden. Geschlechtsdifferenzierung und die kritische Auseinandersetzung mit soziokulturellen Normen sind für den Erfolg des Programms erforderlich.
Zielgruppe: zunächst Jugendliche (12 bis 21 Jahre). Sie können bereits selbstbestimmt handeln und somit auch komplexe Änderungen in ihrem Leben einleiten, wenn sie dabei unterstützt werden. Für Kinder und Erwachsene könnte das Programm angepasst werden.
Ziel: PatientInnen gestalten ihr Leben aktiv und möglichst selbstbestimmt; sie erreichen und halten ein Gewicht, mit dem sie, er sich gut fühlt.
Die Idee: Seit vielen Jahren versuchen ExpertInnen aus Medizin, Psychotherapie und Ernährungswissenschaften in der Bevölkerung der Zunahme der Adipositas und Folgekrankheiten entgegenzusteuern, zahlreiche Programme wie fettreduzierte Ernährung zeigen wenig oder nur kurzzeitige Erfolge. Trotzdem ließ sich Trend bisher nicht aufhalten: immer mehr Menschen leiden an dem Krankheitsbild. Warum sind dauerhafte Erfolge so schwierig zu erreichen? Waren Programme nicht nachhaltig genug? Was brauchen die Betroffenen? Menschen brauchen mehr als Ernährungsumstellung und Turnstunden; und hier setzt das Programm „Be happy. Step by step“ an: die hohe Technikaffinität der Jugendlichen wird genutzt, es wird ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt, der Fokus wird auf die entwicklung eines dauerhaft neuen Lebensstils, Gesundheitsförderung und Emotionsregulation in den einander ergänzenden Modulen und in Kooperation mit verschiedenen Professionen und Ehrenamtlichen gelegt. Denn: Übergewichtige Menschen leiden aus vielen Gründen unter „dem zu viel auf der Waage“ – sie benötigen jedoch zur dauerhaften Änderung ihres Körpergewichts vorerst keine Hinweise zur Ernährung.
Vielmehr brauchen sie individuelle Begleitung bei der Analyse ihres Lebens im Sinne einer schonungslosen Bestandsaufnahme, sodass sie erkennen, was ihnen fehlt, was sie belastet und ärgert. Schrittweise können sie dann lernen, auf Emotionen anders als mit Essen zu reagieren und das Nachdenken über Essen/nicht Essen zu regulieren. Hilfreich dafür ist m.E. eine möglichst tägliche Selbstbeobachtung ohne sich dabei selbst zu bewerten – mit Hilfe moderner Medien und mit regelmäßigem Feedback, welche von uns auf der Website zur Verfügung steht und Paddix genannt wird. Paddix meldet, wenn der/die Teilnehmende in eine krisenhafte Situation gelangt. Paddix steht für psychlogical addition und ist jederzeit über Handy, Tablett oder PC verfügbar. Link zur Online Demo. Zusätzlich zum schriftlichen Feedback nutzen die Teilnehmenden die Selbstdarstellung in einem dreidimensionalen virtuellen Raum, wie dies Jugendlichen aus Computerspielen (Bsp: Granny oder vgl. 3d Raumgestaltungsprogramme) bekannt ist: sie wählen für sich selbst einen Avatar aus (Mensch, Fabelwesen, Tier oder eigene Kreation) und positionieren diesen in der virtuellen Umgebung in einer Position, die ihrem aktuellen Gefühlszustand entspricht. Somit können sie sich individueller mitteilen und ausdrücken (Hintergrund: Nutzen von Methoden wie Psychodrama und Gestaltpsychologie oder Systemaufstellungen). Wenn sie ihren Körper durch ausreichend Bewegung und Entspannung mehr und mehr spüren können, beginnen sie, „ein Leib zu sein“ (Akzeptanz) anstatt „einen Körper zu haben“ (kritische Selbstbewertung, trennende Wahrnehmung von Körper und Psyche). Die daraus erwachsende erhöhte Selbstaufmerksamkeit („Achtsamkeit“) sowie Selbstwirksamkeitserwartung wird zum stabilen Ausgangspunkt der Veränderung.
Alle PatientInnen sollen durch Fernbehandlung unabhängig vom Wohnort am Programm teilnehmen können. Das Angebot kann für 3 Jahre in Anspruch genommen werden.
Das Projekt: Der Austausch von Daten erfolgt über die Programmwebsite. Im Paddix werden die Daten des Teilnehmenden, des Arztes/der Ärztin (Online-Demo) und des Coach (Online-Demo) eingegeben. Die Krankenkasse kann die Daten der regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen zum Gewicht und den Beschwerden als auch die wöchentlich über den Prozess des Coachings eingegebenen Daten jederzeit abrufen und verarbeiten. Die Datenspeicherung und Strukturierung erfolgt streng nach der DSGVO. Login und Passwort werden vom Technischen Leiter festgelegt, die KK-Mitgliedsnummer der Teilnehmenden dient der eindeutigen Identifizierung und Zuordnung der Krankenkasse und der Daten, die der Arzt/die Ärztin für die Krankenkasse zur Verfügung stellt. ÄrztInnen und TherapeutInnen erhalten einen Login, der die LANR und BSNR enthält. Die Einbindung der wissenschaftlichen Begleitforschung sollte mit dem Fachbereich und den Forschenden selbst konzipiert werden.
Wirkweise:
Die durch Psychotherapie erzielte Achtsamkeit führt zu einem positiven Selbstkonzept.
Der neue Lifestyle führt zu hoher Kontrolle über den eigenen Körper.
Der Gesundheitscoach leistet intensive Unterstützung zur Veränderung.
Die ärztliche Kontrolle des Gewichts ermöglicht die Feststellung der Evidenz vom ersten Tag an.
Die Bonuszahlungen der Krankenkasse belohnen den Erfolg und vermitteln Anerkennung.
Die Medikation erleichtert alle Prozesse der Veränderung.
Im Rahmen einer blended care Psychotherapie mit Diagnosen wie Angst, Depression oder Verhaltensstörungen sollen die Patientinnen und Patienten die acht parallel zur Verfügung stehenden Module des Programms nutzen (können): sie beginnen innerhalb von 4 Wochen damit, 3x Sport u./o. Entspannung u./o. Körpererfahrung bzw. Körperarbeit pro Woche in Begleitung eines Coaches direkt vor Ort in Fitnessstudios und Sportvereinen auszuüben, können moderierte Blogs nutzen und werden von einer Therapeutin, einem Therapeuten -anfänglich wöchentlich- begleitet, dem sie über das Paddix online Modul mindestens einmal pro Woche, maximal einmal täglich und ohne (Selbst)Bewertung Feedback über ihre Befindlichkeit und die ihnen zugänglichen Gründe dafür geben. Paddix soll dem Patienten/der Patientin vorerst mit Hilfe automatisierter Antworten in Kombination mit Therapeutenfeedback und später auch durch zu entwickelnder KI täglich antworten können. Befindet sich der/die Teilnehmende in einer Krise, wird der zuständige Therapeut bzw. die zuständige Therapeutin informiert. Eine Internetseite, später inhaltlich ggf. auch als App verfügbar mit per Login und Passwort geschütztem Mitgliederbereich, nutzbar per PC, Tablet oder Handy bietet für Therapeuten, Therapeutinnen, Ärzte und Ärztinnen sowie die Krankenkassen, die beteiligten Sport-Coaches und Ernährungsspezialisten die Plattform der Informationseingabe und des selektiven Abrufs der aktuellen Informationen; somit auch als Grundlage der Gratifikationen der KK. Das Einbeziehen neuer Akteure wie weiterer Krankenkassen oder Therapeuten ist damit gesichert. Diese Website keiling-interactive.de, der Mitgliederbereich und die Feedback-Seite Paddix sind bereits im Testbetrieb.
Die Krankenkasse trägt die monatlichen Mitgliedsbeiträge für Fitnessstudio oder Sportverein. Beendet der Patient/die Patientin die Mitarbeit am Programm, so erlischt die Mitgliedschaft im Verein/Studio sowie die Ansprüche auf Kostenübernahme.
Die KVBB-Gesundheits-Coaches übernehmen die Betreuung eines Teilnehmenden.
Bei stabilem Körpergewicht im ersten Jahr der Teilnahme, nachgewiesen durch ärztliche Untersuchung werden durch die Krankenkasse Boni ausgeschüttet. Bei Gewichtsabnahme von mind. 10 kg für den Zeitraum von einem Jahr werden für den Versicherten, die Versicherte Belohnungen ausgeschüttet. Die Höhe legt die Krankenkasse fest.
Die Medikation durch pflanzliche Medikamente unterstützt die emotinale Stabilität der PatientIn und kann Voraussetzung der Veränderungsmotivation sein.
Die Familien werden in die Therapie einbezogen. Kochkurse, Ernährungsberatung, Familienaufstellungen und medizinische Interventionen erfolgen nach Bedarf und wenn möglich als Seminare am Wochenende und im Rahmen der Events – kostenfrei, freiwillig sowie offen auch für Familienangehörige oder Freunde der Jugendlichen. Bei als Event gestalteten Veranstaltungen werden 2 mal pro Jahr die Beteiligten zusammengeführt, Öffentlichkeitsarbeit und Austausch angeregt, was zur regionalen Vernetzung, zur Steigerung der Motivation und zur Anerkennung der Leistungen der Coaches und der Teilnehmenden führen soll. Dort können die Jugendlichen & Familien Kontakte knüpfen und eigene in der Therapie entstandene kreative Werke (Bilder, Fotos, Videos) ausstellen, an Diskussionsrunden teilnehmen und Neues bspw. in puncto Ernährung lernen.
Therapie: Die erste Schritte zur Veränderung werden von der Patientin/vom Patienten mit dem Therapeuten/der Therapeutin innerhalb der ersten 2 Monate individuell erarbeitet und unter hochfrequenter Begleitung/Coaching kleinschrittig umgesetzt, sodass täglich Erfolg von der Patientin, vom Patienten erlebt wird: Das setzt Motivation frei, da die Selbstwirksamkeitserwartung konkret und direkt gesteigert wird. Die neue Motivation wird zur Voraussetzung des nachhaltigen Veränderungsprozesses. Hintergrund dieses methodischen Einstiegs ist die Misserfolgserwartung, die viele Menschen in sich tragen, die bereits versucht haben ihr Körpergewicht bspw. durch Diäten zu reduzieren und in der Regel langfristig gescheitert sind. Essen wird in diesem Programm als Symptom gesehen, welches sich chronifiziert hat und zur Problemlösung geworden ist. Essen und Ernährung ist für die Teilnehmenden und ihre Familien ein eigenständiges Problem geworden, wird jedoch erst dann thematisiert, wenn die Patientin, der Patient, die Patientin bereit dazu ist.
Das regelmäßige Feedback an den Therapeuten, die Therapeutin dient dem Erlernen der emotionalen Selbststeuerung des Patienten/der Patientin. Er oder sie teilt mit, wie es ihr/ihm heute geht und welche Gründe sie, er für die aktuelle Befindlichkeit sieht – damit übt sie/er den Zusammenhang zwischen Kognitionen, Emotionen und Verhalten individuell zu erkennen und Auslöser zu identifizieren. Diese Selbstaufmerksamkeit wird zur Basis der verbesserten Emotionsregulation.
Besondere Merkmale von „Be happy. Step by step“: – personalisiertes blended care Programm mit unterschiedlichen Modulen sowie einem vor Ort Sport-Coaching erlaubt die Teilnahme der Jugendlichen unabhängig vom Wohnort und knüpft direkt an den medienaffinen Kommunikationsgewohnheiten und dem Lebensstil der Jugendlichen an. Gleichzeitig kann eine detaillierte Begleitforschung durchgeführt werden, weil erhobene Informationen leicht weiterverarbeitet werden können. Relevante und flächendeckend vor Ort befindliche und zur Verfügung stehende Versorgungsangebote wie Arztpraxen, Sportvereine, Kirchgemeinden und andere Ehrenamtliche werden einbezogen, was die Sozialstruktur aktiviert und neue soziale Netzwerke entstehen lässt. Gruppenchats und ein Blog ermöglichen Interaktion, Reflexion und Selbsterfahrung; sie erbringen ein höheres Maß an Impact für die Einzelnen; sie knüpfen an das Bedürfnis nach Austausch, Verständnis und Zugehörigkeit an. (effektiv, ressourcenorientiert) Gruppenveranstaltungen ermöglichen Kooperation, Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung. Sie dienen auch dem Einbezug des Umfeldes und der Anerkennung der Coaches/Vereine. Biopsychosoziale Methodik: Psychologische, medizinische und soziokulturelle Probleme werden im Programm mit Hilfe von Fachpersonal parallel bearbeitet. Verfahrensübergreifende Methodik: Verhaltenstherapeutische, systemische, sozialpsychologische/soziokulturelle und tiefenpsychologische Vorgehensweisen werden je nach Problem und Fragestellung angewendet.
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